Explodierende Energiekosten, Klimawandel, Ukraine-Krieg
Wien, am 8. März 2022
Seit dem Ukraine-Krieg ist die Verwendung von Erdgas in aller Munde. Österreich hängt besonders stark am russischen Gas. Durch angepasste Heiz- und Lebensgewohnheiten kann jeder Haushalt den Energieverbrauch senken. Dr. Martin Hagleitner und Andreas Rotter vom Verein Zukunftsforum SHL, dem Zusammenschluss von Österreichs Installateuren, dem Heizungsgroßhandel sowie den Qualitätsherstellern der Wärmebranche, plädieren für einen sorgsamen Umgang mit der Ressource. Die Experten erklären, warum es nicht nur für die Versorgungssicherheit nötig ist, im Alltag Energie zu sparen.
Kletterten die Energiepreise bereits vor dem Ukraine-Krieg steil nach oben, so dürfte dieser die Inflation nun weiter anfachen. Experten erwarten, dass sich die Gaspreise für Haushalte im kommenden Winter zumindest verdoppeln werden. In Österreich kommen rund 80 Prozent des benötigten Gases aus Russland. Im EU-Schnitt beträgt die Abhängigkeit mit rund 40 Prozent nur die Hälfte. Während die Heizpreise die Haushaltskasse belasten, wirkt sich ein hoher Energieverbrauch direkt auf die Umwelt aus.
Den Klimawandel gibt es auch noch
Der neue Weltklimabericht des IPCC ist bedrohlich, die Folgen des Klimawandels für die Gesellschaft und Ökosysteme schwerwiegend. Der Winter ist noch nicht vorbei, jedoch lässt sich bereits jetzt diagnostizieren: Laut ZAMG ist der Winter 2021/22 der achtwärmste der vergangenen 225 Jahre. Ein Allzeitrekord wurde in Eisenstadt gemessen – am 17. Februar hatte es in der Landeshauptstadt 21,1 Grad. “Es gibt keine Alternative dazu, die Energiewende einzuläuten und den Anteil der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Die aktuellen Krisen - sowohl die Klimakatastrophe als auch Russlands Krieg in der Ukraine - führen uns vor Augen, dass die Politik jetzt handeln muss. Energie-Souveränität ist nicht nur Klima- sondern Sicherheitspolitik”, plädiert Martin Hagleitner, stellvertretender Obmann des Zukunftsforum SHL und Vorstand von Austria Email, für Alternativen zu russischem Gas. „Heizen mit Gas finanziert derzeit leider auch indirekt und sicher von den Haushalten ungewollt Putins Invasion“, sagt Hagleitner.
Die eigenen Gewohnheiten überdenken
Im privaten Haushalt kann jeder Maßnahmen setzen, um Kosten zu sparen, die Umwelt zu entlasten und die Nutzung von russischem Gas zu reduzieren. “In sozialen Medien kursiert momentan der Vorschlag, die Raumtemperatur um 1 bis 2 Grad zu senken, um eigene Sanktionen gegen Russland zu setzen. Tatsächlich ist es so, dass eine Verringerung der Raumtemperatur um 1 Grad eine Heizkostenersparnis von etwa 8 Prozent bringt”, erklärt Andreas Rotter, Salzburger Installateur-Landesinnungsmeister und Obmann des Zukunftsforums SHL. Die Heizung verursacht einen Großteil des Energieverbrauches in einem Haushalt. Rotter betont: “Es gibt viele Möglichkeiten mit angepassten Heiz- und Lebensgewohnheiten den Energieverbrauch zu senken.”
Richtig heizen und lüften
In vielen Haushalten werden nicht alle Räume dauerhaft genutzt, dort kann die Heizung um 5 Grad Celsius abgesenkt werden. Richtiges Lüften ist in der ganzen Wohnung wichtig: “Ideal ist es, mehrmals täglich für 10 Minuten stoßzulüften”, empfiehlt Andreas Rotter. Gekippte Fenster führen vor allem im Winter zu kalten Wänden und dauerhaften Energieverlusten. Hinzu kommt, dass das Mauerwerk um die Fenster auskühlt, sich Feuchte absetzen und Schimmel bilden kann.
Wartung und Beratung durch den Installateur
Viele Heizungssysteme werden nicht ordentlich gewartet. Luft im Heizungssystem verhindert eine optimale Wasserverteilung. Gluckernde Geräusche und Heizkörper, die bei vollem Betrieb nicht warm werden, sind Signale dafür. “Durch regelmäßiges Entlüften kann jährlich Heizenergie im Wert von rund 25 Euro eingespart werden. Ein hydraulischer Abgleich vom Profi – und somit eine perfekt eingestellte Heizung – kann sogar Einsparungen von bis zu 25 Prozent bringen”, sagt Andreas Rotter. Eine jährliche Reinigung des Heizkessels durch den Installateur beugt Ablagerungen vor. Denn bereits 1 Millimeter Ruß erhöht den Brennstoffverbrauch um bis zu 5 Prozent.
Mit Warmwasser sorgsam umgehen
Beim Duschen, Baden und der Körperpflege wird der größte Teil des warmen Wassers im Haushalt verbraucht. Jeden Morgen kalt duschen muss nicht sein. Stattdessen sollte man Vollbäder vermeiden und beim Händewaschen, Zähneputzen und Einseifen zwischendurch den Wasserhahn schließen. Auch beim Wäschewaschen gibt es Sparpotenzial: Waschmaschinen sollten in der Regel voll beladen werden. Dank moderner Kaltwaschmittel genügen meist niedrigere Temperaturen. Eco-Programme haben kürzere Waschzeiten und verbrauchen weniger Wasser.
Ein Heizungstausch schont das Klima und spart Geld
Eine gute Möglichkeit, um die Energie- und Betriebskosten langfristig zu verringern und aktiv Klimaschutz zu betreiben, ist ein Heizungstausch. Veraltete Öl- und Gasheizungen haben einen hohen CO2-Ausstoß und belasten direkt unsere Umwelt. Eine moderne, klimafreundliche Heizung verbraucht hingegen weniger fossile Rohstoffe, schont somit den Planeten und tut auch dem Geldbörserl gut. Die Heizperiode endet in Kürze – nun ist genug Zeit, um sich in aller Ruhe vom Installateur über passende Systeme und Fördermöglichkeiten beraten zu lassen. Bis 2025 sind die Fördertöpfe gesichert. Die “raus aus Öl und Gas”-Förderung unterstützt private Haushalte mit bis zu 7.500 Euro. Mit der Kombination von Bundes- und Landesförderungen ist sogar eine Unterstützung von bis zu 11.000 Euro beim Heizungstausch möglich.